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Betreuung, Erziehung, Bildung  –  eine Erfolgsgeschichte?

Der dritte Freiburger Bildungsbericht liegt vor. Das klingt nach Fortschritt, aber er bezieht sich auf Kinder erst ab dem zweiten Lebensjahr. Sozialverhalten, Sprachverständnis, Fein- und Grobmotorik entwickeln sich jedoch gerade im ersten Lebensjahr (U1) rasant. Leider fehlen im aktuellen Bildungsbericht Untersuchungen zu besonderen sozialen Risiken bei neugeborenen Kindern, zu FrühenHilfen oder Frühförderung. Dabei sind gerade U1-Kinder durch Vernachlässigung, geringe emotionale Zuwendung und Misshandlungen gefährdet, die ihre gesamte Entwicklung massiv behindern können.

Bei Kinderkrippen und Kitas wurden in Freiburg quantitativ die gesteckten Ausbauziele erreicht, aber wie steht es mit den qualitativen Standards? Mehr als 20 Prozent der pädagogischen MitarbeiterInnenin Kindertageseinrichtungen haben keinen Fachschulabschluss. Wie viele haben einen Fachhochschulabschluss? Ausbildung der Erzieher-Innen ist das eine, die wirkliche Leistung einer Einrichtung ist das andere. In der NUBBEK-Studie von 2012 (Nationale Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit) werden weniger als 10 Prozent der Einrichtungen von ForscherInnen als gut bewertet, aber mehr als 10 Prozent gelten sogar als schlecht. Und in Freiburg?

Wie gut sind Krippen und Kitas wirklich? Kleinkinder aus Migrantenfamilien, besonders aus solchen, in denen nicht deutsch gesprochen wird, besuchen immer noch zu selten eine Krippe oder Kita. Wenigstens für Ü3-Kinder sollte der Besuch einer Kita mit intensiver Sprach- und Feinmotorikförderung verpflichtend sein, um ihnen Chancengleichheit in der Grundschule zu sichern. Dass Kitas die Sprachförderung intensivieren müssen, zeigt sich daran, dass bei 23 Prozent der eingeschulten Kinder Sprachförderbedarf festgestellt wurde.

Aufschlussreich sind die unterschiedlichen Übergangsquoten der einzelnen Grundschulen auf Freiburger Gymnasien. Zwischen 20 bis 100 Prozent entsprechen sie der stadtgeografischen Verteilung: die wenigsten Übergänge gibt es dort, wo viele Bedarfsgemeinschaften leben und Familien mit Migrationshintergrund. Steigende Übergangsquoten zum Gymnasium sind für sich genommen kein Erfolg städtischer Bildungsförderung, den liefert erst der geglückte Schulabschluss.

Und: Nur etwa ein Fünftel aller SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden an allgemeinen Schulen inklusiv unterrichtet. Das sind zu wenige.                                                  

Lothar Schuchmann (Stadtrat der Linken Liste Solidarische Stadt in den UL)

VERANSTALTUNGSHINWEISE:

30 Jahre linke Kommunalpolitik in Freiburg: Von der „Friedensliste“ zur Linken Liste-Solidarische Stadt, Mittwoch, 30. April, 19 Uhr, Vorderhaus

Die Unabhängigen Frauen Freiburg laden ein: #aufschrei. Die Twitter-Bewegung gegen Alltagssexismus. Dienstag, 15. April 2014, 20 Uhr, Werkraum, Theater Freiburg