Gefährliche Liebschaft – das Literaturhaus an der Uni

 

Kritik am Beschluss in Freiburg, das geplante LiteraturHAUS eng an die Universität anzuschließen, gab es von Anfang an. Doch die Argumente, im Werthmannhaus bei der UB räumlich und inhaltlich Autonomie und Eigenständigkeit zu bewahren, überzeugten letztlich. Ende Juli sollten eigentlich die genauen Daten über Kosten und Raumplanung fertig sein, da wurde alles überraschend aus Brandschutzgründen vom Unibauamt abgesagt. Plötzlich wurde das dortige Raumangebot und die entstehenden Kosten schlechtgeredet. Uni und Kulturverwaltung zogen sofort ein neues Raumangebot aus der Tasche: die Alte Uni. Noch zentralere Lage, größere Büroräume, einen Theatersaal und einen Innenhof zur Nutzung. Der Rektor selbst steht dafür ein. Überzeugt von dieser Lösung sind inzwischen sowohl das Literaturforum als zukünftiger Betreiber als auch der Freundeskreis, waren sie damals auch. Der Ort bestimmt das Konzept, sagen Insider, und die Lösung an der Alten Uni birgt große Unsicherheiten, die in den nächsten Monaten zerstreut werden müssen. Wer bestimmt über die Nutzung des Theatersaals, schon melden sich momentane studentische Theater- und Musikgruppen zu Wort und fürchten ihre Vertreibung, wie öffnet sich der von der Uni für die Öffentlichkeit geschlossene Innenhof, wie gestaltet sich die Anlaufsituation für das LiteraturHAUS im Zusammenhang der Alten Uni, und wie entstehen neue Konzepte, die einen niederschwelligen Zugang für die Freiburger Bürgerschaft garantieren? Dass der Rektor sich von dieser Lösung eine Wachküssung des verschlafenen Uniseums verspricht, steht außer Frage, aber wo liegt die Synergie für das Literaturforum und das LiteraturHAUS? Dies alles gilt es in den nächsten Monaten zu hinterfragen, die Raumkonzepte genau zu prüfen und dabei auf der Selbstständigkeit des LiteraturHAUSES im universitären Zusammenhang zu bestehen. Nicht zuletzt gab es noch andere Optionen beim Scheitern der Uni-Lösung, und das Reinhold-Schneider-Haus in der Mercystrasse wäre als Literaturhaus in Freiburg wahrscheinlich die großstädtischste Lösung.

Atai Keller

(Amtsblatt, 12. 09.2014)