Treffen der UFF mit Renate Lepach

Zum letzten UFF-Termin hatten wir Renate Lepach von „Obdach für Frauen“ (OFF) eingeladen. Uns war wichtig, Näheres über die Arbeit dieses „Fördervereins für Frauen in Not“ zu erfahren. Am 9. Oktober kam sie also und hatte viel zu berichten.

Im Zentrum der OFF-Arbeit steht nach wie vor die Wohnungslosigkeit von Frauen – 30 % der Obdachlosigkeit sind weiblich – , aber es gibt immer seltener die Chance, bezahlbare Wohnungen (1-2-Zimmer-Wohnungen) in Freiburg zu finden. Dabei garantiert OFF die Miete, übernimmt im Notfall die Kaution und steht außerdem mit flankierenden Maßnahmen bereit. VermieterInnen gehen also kein Risiko ein. Doch der Markt ist wie leergefegt.

OFF-Werbeblatt
OFF-Werbeblatt

Deshalb ist OFF dazu übergegangen, durch Geldeinlagen in Bauprojekten sich einen Anspruch auf Wohnraum zu sichern. So konnte OFF durch die Verbindung zur Baufirma Sutter/bogenständig zwei Wohnungen in der restaurierten Alten Schule in Haslach erhalten. Ein Glücksfall, aber doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der großen Zahl wohnungssu­chender Frauen. In Zusammenarbeit mit der Diakonie („Freiraum“) entstand das Projekt „Wohnagentur Brückenschlag“, das Wohnungen auf den verschiedensten Wegen zu akquirieren versucht. OFF finanziert eine der notwendigen Stellen, um die zu unterstützen, die die eigentliche Arbeit mit wohnungslosen Frauen machen und vor immer neue Aufgaben gestellt werden.

Vernetzung und Hilfen nach vielen Seiten gehören zum Konzept, aber auch direkte Hilfe in akuten Notlagen: zinslose Kleinkredite z.B. oder Hausrat und Kleinmöbel, Zuschüsse für berufliche Ausbildung, für Weiterbildung oder warme Kleidung, wenn der Winter kommt, oder Sommerliches, wenn es wieder warm wird, Zuschuss zu einer neuen Brille oder für den Zahnersatz und und und

Die Hilfsbeispiele sind ohne Zahl, sie werden nicht dokumentiert, dazu ist wohl auch einfach keine Zeit, die OFFs sind viel zu sehr auf praktische und unbürokratische Hilfe aus, als dass sie sich hinsetzten und ihre „guten Taten“ aufschrieben. Und doch wissen sie, dass sie eigentlich jeden Armutsbericht Freiburgs mit Frauen-Beispielen illustrieren sollten, statt gleichsam unsichtbar zu helfen.

Bleibt die Frage: Verschleiert die Arbeit der OFF-Frauen nicht die wachsende Armut in der Stadt? Darf diese „karitative“ Arbeit Politik und öffentliche Hilfseinrichtungen entlasten, ja, sie durch ihre Erfolge aus der Pflicht entlassen, für mehr Gerechtigkeit zu sorgen? Zementiert OFF Armut und Ungerechtigkeit?

Andererseits: Freiburg braucht OFF, die Kreativität der OFF-Frauen, ihre kenntnisreiche und rasche Hilfe. Keine öffentliche Institution wäre dazu in der Lage. Aber wir alle sollten immer und immer wieder erfahren, was OFF leistet, wie es um die weibliche Armut in Freiburg steht, um uns für mehr Gerechtigkeit einzusetzen.

v.l.n.r. Andrea Zipfel, Renate Ott, Renate Lepach, Elisabeth Armbruster
v.l.n.r. Andrea Zipfel, Renate Ott, Renate Lepach, Elisabeth Armbruster