Care- /Sorgearbeit geht uns alle an. Das zeigte sich auf der Aktionskonferenz „Sorge ins Zentrum – Care-Revolution als Perspektive“ am 20. Mai in Freiburg deutlich. Organisiert von der Freiburger Regionalgruppe des bundesweiten Netzwerks Care-Revolution und unterstützt von 30 Freiburger Organisationen kamen 120 Interessierte zusammen, um über die gesellschaftlichen Bedingungen von Sorgearbeit zu diskutieren. Sie alle eint das Wissen, dass Sorgearbeit alle Menschen betrifft, ganz egal, ob sie in einem Sorgeberuf tätig sind oder Sorgearbeit in Anspruch nehmen.

Sorgearbeit ist allgegenwärtig
Sorgearbeit ist in der Regel schlecht bezahlte Tätigkeit des (Ver-)Sorgens und Sich-Kümmerns um andere Menschen oder unbezahlte Familienarbeit. So oder so ist sie mit viel Verantwortung für die umsorgten Menschen, ob Kinder, Alte oder Kranke, verbunden. Im neoliberalen Kapitalismus wird Sorgearbeit als nicht produktive und nicht notwendige Arbeit abgewertet, ihre Kosten werden auf das Individuum, die Familie oder den Staat abgewälzt. Gleichzeitig werden staatliche Leistungen gekürzt; Kostendruck und Überforderung wirkten sich negativ auf die Arbeitsbedingungen aus. Nur wenn es gelingt, die Leistungen der Care-Arbeit gesellschaftlich aufzuwerten, können die Rahmenbedingungen grundlegend verbessert und demokratisiert werden. Es geht also um die großen Themen wie Lohn- und Geschlechtergerechtigkeit, die mit einer Care-Revolution erreicht werden sollen.

Sorgearbeit ist ein kommunales Thema
Auf der Konferenz ging es in sechs Workshops um die Themen Selbstsorge, Leben und Arbeiten mit Kindern, Medizin und Pflege im Krankenhaus, Recht auf gute Pflege, soziale Arbeit und um Aktivitäten zur Politisierung von Care. Ziel war es, dass sich mit der Konferenz ein Bündnis formiert, um in Freiburg Verbesserungen zu erreichen. Denn Sorgearbeit geht auch die Kommune an und auch in Freiburg liegt vieles im Argen, angefangen von der Kita bis zur Pflege bei Krankheit und im Alter.

Care-Rat gefordert
Im Zentrum der Diskussion auf der Konferenz stand die Einrichtung eines Care-Rates. Denn Care-Arbeitende brauchen einen Ort, an dem sie gehört werden. Auch müssen Informationen zu kommunalen Missständen veröffentlicht werden. Eine Vernetzung von Aktiven über Arbeitsfelder und Care-Positionen hinweg ist nötig. Der Care-Rat soll diese Lücke schließen und allen Interessierten offen stehen. Ziel des Care-Rats ist es, Aktionen zu starten, bestehende Care-Gruppen zu unterstützen und gemeinsam mit Gruppierungen des Gemeinderats Anträge und Anfragen einzubringen. Starten soll der Care-Rat im Herbst. Ein erstes Treffen findet am 21.6.2017 um 18 Uhr im Ernst-Lange-Haus, Habsburgerstraße 2, statt. Die Unabhängigen Listen sind mit dabei!

Lina Wiemer / Lothar Schuchmann

Amtsblattartikel der Unabhängigen Listen, 16. Juni 2017