Utopie für ein sicheres Nachtleben

 

„Macht euch nicht wehrlos mit Alkohol und Drogen“, so der Ratschlag von Freiburgs Polizeipräsident Rotzinger an uns Frauen. Wahrscheinlich hat er es gut mit uns gut gemeint hat, als er das vor wenigen Tagen im Zusammenhang mit der Erfolgsmeldung über die weitgehende Aufklärung der Vergewaltigung einer 18-jährigen Frau durch mehrere Täter nahe bei einer Disco im Industriegebiet Nord presseöffentlich riet. Damit impliziert er aber indirekt eine inakzeptable Mitverantwortung auch der Frauen, v.a. der Opfer sexualisierter Gewalt. Doch wer sonst, als die Gesellschaft selbst, sollte für derartige Barbarei verantwortlich sein, wenn sie sich nicht konsequent dagegen positioniert und verhält? Es sind überwiegend Männer, die Frauen und Kinder wie Gegenstände sexuell missbrauchen. Andere, die „Guten“, schweigen dazu, anstatt deutlich Position zu beziehen und aktiv die gesellschaftliche Debatte mit voranzutreiben.

Bis auch dem Letzten klar wird,

dass sexualisierte Gewalt ein absoluter Tabu-Bruch ist, muss noch viel getan werden – in der Prävention, sprich der Erziehung, Bildung und somit in der gesellschaftlichen Haltung zu solchen Taten. Alarmierend ist, wenn die Empörung über sexuelle Übergriffe dann größer ist, wenn sie fremden-feindliche Vorurteile bedient. Zur Erinnerung: noch 1997 haben im dt. Bundestag 138 Abgeordnete – darunter der derzeit amtierende Innen- und Heimatminister Seehofer wie auch der designierte CDU-Parteivorsitzende Friedrich Merz gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe gestimmt. Zurück zu Freiburg:

Wie ist das Sicherheitsgefühl wieder herzustellen?

Womöglich durch Sicherheitskonferenzen mit der Bürgerschaft, sicher nicht durch berittene Polizei, wie Innenminister Strobl anbietet und an die  Bedingung knüpft, dass Freiburg 10 weitere Stellen im städtischen Vollzugsdienst für erneut 500 T€ schafft. Nicht eine dieser Maßnahmen hätte eine Vergewaltigung in Freiburg verhindert. Die Vollstreckung des Haftbefehls gegen den Hauptverdächtigen der Gruppenvergewaltigung am 14.10.18 hingegen schon. Dass in Ba-Wü 20.000 Haftbefehle nicht voll-streckt, weil die Gefängnisse voll sind, ist ein echtes Sicherheitsproblem.

Wir fordern:

Als Sofortmaßnahme das Frauen-Nachttaxi jede Nacht ab 22 h als Ruf-Taxi von jedem und an jeden Ort in der Stadt für pauschal 7,50 €.

Ein Handlungsprogramm „Sicherheit im öffentlichen Raum“. Alle, aber v.a. Frauen* brauchen ein umfassendes Konzept für ein sicheres Nachtleben in der Stadt.

Irene Vogel, 7.11.2018