ENDE EINES POLITISCHEN MISSSTANDS

Für Flüchtlinge besteht Arbeitsverbot, solange ihr Antrag auf Asyl nicht anerkannt ist – ein Missstand, der schon lange hätte beseitigt werden müssen. Jetzt macht’s der Arbeitskräftemangel möglich: Die Bundesagentur für Arbeit und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge haben ein Modellprojekt gestartet und Freiburg gehört zu den sechs Städten in der Bundesrepublik, die qualifi­zierten Asylbewer­berInnen Arbeit verschaffen dürfen. Das ist ein Novum und endlich ein Schritt in die richtige Richtung. Seit Anfang Februar werden neu angekommene Flüchtlinge nach ihren Qualifikationen (abgeschlosse­nes Studium oder Ausbildung) befragt und gegebenenfalls durch Schulungen und Sprachkurse für den hiesigen Arbeitsmarkt fit gemacht. Dann dürfen sie sich auf entsprechende Stellen bewerben – besonders im Gesundheitsbereich, in Gastronomie und Bau fehlen Fachkräfte – und haben Chancen auf Einstellung, wenn sich kein deutscher Arbeitssuchender um die Stelle bewirbt. Geschätzt bringen ca. 20 % der Asylbewerber genügend Qualifikationen mit; sie erhalten jetzt die Chance, einen adäquaten Arbeitsplatz zu finden. Übrigens: auch „Altfälle“ sollen in Freiburg berücksichtigt werden. Das ist die gute Nachricht.

Gar nicht gut ist, dass vor allem Männer diese Chance erhalten, wie die Badische Zeitung am 12. April mitteilt. Die Unabhängigen Frauen Frei­burg setzen sich mit ihrer Stadträtin Irene Vogel seit langem dafür ein, dass die Ausbildungen qualifizierter Migrantinnen in Deutschland anerkannt werden bzw. dass diese Frauen Möglichkei­ten erhalten, ihre Ausbildungen über Kurse deutschen Verhältnissen „anzupassen“, um endlich aus den Putzjobs herauszukommen, in die sie automatisch durch die Nichtanerkennung ihrer Zeugnisse ge­raten. Diese Forderungen gelten auch für Asylbewerberinnen. Die Erklärung, dass mehr männliche als weibliche Flüchtlinge in Deutschland ankommen, überzeugt die UFF wenig. Bekannt ist, dass Frau­en viel eher als Männer erst einmal jeden (Putz)Job annehmen, um die Familie durchzubrin­gen und damit als Arbeitssuchende für die Statistik unsichtbar werden. Hier sollte man ganz genau hinschauen und vor allem qualifizierten Frauen angemessene Arbeitsplätze anbieten!

(Wer mehr wissen will: Die BZ hat dazu Artikel veröffentlicht, erstens am Samstag, 12. April 2014 und zweitens in „Der Sonntag“, 13. April 2014)